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Augmented Reality Smart Glasses (AR Smart Glasses) werden aus dem Servicealltag nicht mehr wegzudenken und in den nächsten Jahren das digitale Werkzeug im industriellen Service sein. Sie ermöglichen die Überlagerung von Inhalten mit dem realen Blickfeld, sind intuitiv zu bedienen und ermöglichen ein Arbeiten mit freien Händen. Wir beschäftigen uns seit Jahren mit dem Markt für Smart Glasses und geben Ihnen einen Überblick über die besten Modelle, die auch heute schon im Servicealltag eingesetzt werden können.

Smart Glasses, umgangssprachlich im Deutschen auch oft als “Datenbrillen” bezeichnet, sorgten vor einigen Jahren insbesondere bei Technik-Fans für einen großen Hype. Nach der Einführung Google Glass im Jahr 2014, wurde diese vor dem eigentlichen Massenmarkt-Start wieder eingestampft. Datenschutz- und Sicherheitsbedenken kamen der Technik in die Quere, weil die Brille insbesondere für den Endkonsumenten Markt vorgesehen war. Seit Mitte 2017 ist der Markt für Smart Glasses wieder stärker in Bewegung. Gleich mehrere Anbieter arbeiten an neuen Konzepten und Modellen und wollen die ursprünglichen Fehler von Google mit einer anderen Marktausrichtung vermeiden.  

Was sind Smart Glasses überhaupt und was kann ich mit ihnen machen?

Realwear, Toshiba und Epson haben sich der Thematik bereits angenommen und industrietaugliche Modelle entwickelt, für die wir unsere Remote Support Lösung rise optimiert haben. Dabei war es uns besonders wichtig, dass die Brillen für den alltäglichen Einsatz im rauen industriellen Umfeld tauglich sind. Eine gute Qualität und ein ausgereiftes Bedienkonzept müssen also gegeben sein. Nach ausgiebigen Tests bieten die Realwear HMT-1, die Realwear HMT-1Z1, die Epson Moverio BT-300 und die dynaEdge die besten Voraussetzungen für eine neue Art von Kommunikation und Informationsaustausch im industriellen Service.

Realwear HMT-1

Im Jahr 2017 führte Realwear die HMT-1 ein. Eine äußerst robuste Datenbrille, welche per Sprachbefehlen gesteuert wird und auch in lauten industriellen Umgebungen (bis zu 95dB) einwandfrei funktioniert. Mit der Sprachsteuerung setzt Realwear gemeinsam mit rise auf eine komplett andere Form der Interaktion als andere Datenbrillen – denn sie kommt nahezu vollständig ohne Bedienpanel aus. Wird die Zielgruppe und damit der Anwendungsbereich betrachtet, ist dies ein sehr sinnvoller Schritt. Via Video-Remote-Support können mobile Arbeiter Unterstützung vom Helpdesk empfangen, technische Dokumentation einsehen, IoT-Daten laden, Wartungsanweisungen und Skizzen aufrufen oder Inspektionsarbeiten aufzeichnen. Die Anzeige der Daten erfolgt über ein im Headset integriertes lichtstarkes monokulares Display mit einem Sichtwinkel von 20 Grad. Dadurch ist es dem Nutzer weiterhin möglich, trotz Datenbrille die reale Umgebung uneingeschränkt wahrzunehmen. Anders als bei der Moverio BT-300 hat man die Informationen somit nicht ständig vor Augen. Informationen werden angezeigt, um die Sicht des Trägers auf die Arbeitssituation zu ergänzen, nicht um sie zu überlagern oder zu ersetzen. Das ist besonders von Vorteil, wenn man sich aktuell auf eine Reparatur an einer Maschine konzentriert. Des Weiteren überzeugt die HMT-1 mit ihrer Stoßfestigkeit bis zu einer Fallhöhe von zwei Metern und ist strahlwassergeschützt und staubdicht. Da sie problemlos mit Sicherheitsausrüstung wie Helm und Schutzbrille kombinierbar ist, ist die HMT-1 ideal für den industriellen Einsatz geeignet. Es wird zudem gewährleistet, dass die Datenbrille während der Arbeit nicht verrutscht. Service Techniker ohne Sicherheitsausrüstung können die Brille auch problemlos mit Kopfschlaufe tragen. Das HMT-1 verfügt über einen Power Manager mit integrierter „Hot Swappable“-Funktion. Damit kann bei Bedarf der Akku im laufenden Betrieb getauscht werden, ohne Applikationen oder das Wearable neu starten zu müssen. Der integrierte Scanner in der Kamera hilft bei der Erfassung der Daten. Dabei ist das HMT-1 völlig stromautonom, und die integrierte Batterie hält bei vollem WLAN-Betrieb problemlos eine ganze Arbeitsschicht lang. Android als Plattform ermöglicht nicht nur einfaches Daten- und App-Management via Drag & Drop, sondern auch ressourcenschonende und vielfältige Applikationsentwicklungsmöglichkeiten.

„Das HMT-1 ist ein Game Changer, da es die Sicherheit des laufenden Betriebs, die Produktivität der industriellen Systeme und die kontinuierliche Weiterentwicklung der mobilen Arbeiter verbessert“, sagte Andy Lowery, CEO von RealWear. Auch wir sind der Meinung, dass die HMT-1 ein Produkt ist, welches die Art, wie wir künftig arbeiten werden, fundamental verändern wird.

Realwear HMT-1Z1

Das HMT-1Z1 ist die ex-geschützte Variante der HMT-1 und besonders für den Einsatz in der Chemischen Industrie geeignet. Sie ist damit weltweit das erste intuitive und vollständig freihändige Head Mounted Tablet (HMT) für den Einsatz im explosionsgefährdeten Bereich 1/21 oder CSA Class I, II, III Division 1. Das bedeutet, dass keine Zündgefahr besteht, wenn im normalen Routinebetrieb explosionsgefährdete Bereiche vorhanden sind. Äußerlich unterscheidet sich die HMT-1Z1 nur durch seine orange Signalfarbe. Ebenso wie die HMT-1 ist sie eine äußerst robuste Datenbrille, die komplett durch Sprachsteuerung bedient wird. Zusammen mit der HMT-1 gehört sie mit ihren Funktionen zu der umfangreicheren Smart Glass. Ein binokulares Gerät bietet sich besonders an, wenn Sie ein Gerät mit einem großen Anzeigebereich zum Anzeigen von Bildern, Videos und Dokumenten benötigen.

Epson Moverio BT-300

Die Produkteinführung der binocularen Datenbrille Epson Moverio BT-300 startete 2016. Die Moverio BT-300 ist eine halbtransparenten Multimedia-Augmented Reality Smart-Brille mit OLED-Display. OLED ist dabei nichts anderes als eine künstliche Lichtquelle im Gestell der Brille, die einen Strahl auf das Display vor unseren Augen wirft, der dort wiederum zurückgeworfen wird. Durch das transparente Sichtfeld kommt der überlagernde Augmented Reality Aspekt besonders gut zur Geltung. Die Einsatzgebiete der Brille sind sehr vielfältig. Aus diesem Grund erfährt die Datenbrille immer mehr Beliebtheit. Mit ihr hat Epson die bislang leichteste halbtransparente Multimedia-Brille geschaffen. Mit nur 69 Gramm Gewicht bietet sie einen Tragekomfort ähnlich wie bei einer normalen Brille. Durch ihr sehr einfaches Bediensystem über ein Touchpad, ist die Brille ähnlich zu steuern wie ein handelsübliches Smartphone. Das macht es für Nutzer, ohne lange Einführung, leicht, die Datenbrille zu bedienen. Das Touchpad kann beispielsweise während einer Konferenz oder einer Reparatur in der Brusttasche verstaut werden, sodass hierbei beide Hände völlig frei für andere Tätigkeiten sind. Gerade im industriellen Umfeld wird dadurch ein hoher Mehrwert geschaffen. Während der Service- und Wartungstätigkeiten können sich die User vom Experten aus der Ferne anleiten lassen. Der entfernte Experte kann durch die Übertragung des Livebildes der Datenbrille exakt das Sichtfeld des Anwenders vor Ort einsehen und direkt Support leisten. Besonders der günstige Preis von ca. 700 Euro macht diese Datenbrille zu einem sehr guten Werkzeug für den industriellen Service.

Toshiba dynaEdge mit AR 100 Viewer

Mit der dynaEdge geht Toshiba einen neuen Weg. Es handelt sich hierbei um einen eigenständigen Mini-Computer, der auch als solcher genutzt werden kann. Auf dem Mini-PC läuft ein vollwertiges Windows-Betriebssystem (Windows 10), das eine sehr gute Basis für die rise App bietet. Der Mini-Computer bietet die Möglichkeit, durch die Verbindung mit dem externen AR 100 Viewer als Smart Glass genutzt werden zu können. Dieser Viewer basiert auf der Technologie von Vuzix. Die Computing-Einheit ist somit nicht in der Brille verbaut, wie es bei den anderen Brillen der Fall ist, sondern wird als externer Mini-PC mitgeliefert.

Die Brille ist monokular und wird über Tasten und einem Touchfeld gesteuert. Optisch und auch konzeptionell erinnert die Datenbrille an die inzwischen eingestellte Google Glass. Das 0,26 Zoll große HMD löst mit 620 x 360 Pixeln auf und ist damit groß genug, um Text oder Videos gut sichtbar anzuzeigen. Direkt in der Brille integriert sind unter anderem Mikrofone mit Geräuschunterdrückung, Bewegungen des Kopfes werden durch ein Gyroskop erfasst. Eine Kamera erlaubt die direkte Aufzeichnung von Videos oder Bildern. Anhand der Bilder können fachkundige Mitarbeiter Hilfestellung geben. Der kompakte Minicomputer wird am Gürtel und das leichte, robuste Display am Kopf getragen. Dadurch ist für Tragekomfort gesorgt – und zwar lange, denn dank des herausnehmbaren Akkus und des optionalen Ladegeräts für vier Akku ist ein fliegender Wechsel möglich. Diese Smart Glass gewährleistet sofortige Hilfe und stellt optimale Effizienz sicher. Mit ihren Vorzügen richtet sich das sehr spezialisierte dynaEdge-System an den Industrie- und Dienstleistungssektor. Mit 1.900 Euro ist dieses Modell zwar nicht ganz preiswert, liefert jedoch mit der Toshiba Datenbrille AR100 einen Windows-basierten Edge-Computer.

Eine weitere bekannte Smart Glass, die sich schon im Markt etabliert hat, ist die HoloLens von Microsoft. Sie ist grundsätzlich mit Smart Glasses wie der Epson Moverio BT-300 artverwandt, denn auch sie erweitert unsere Realität mit zusätzlichen Informationen. Allerdings stellt HoloLens die digitalen Informationen nicht auf einem flachen, vor dem Auge schwebenden Bildschirm dar, sondern platziert sie realistisch anmutend im echten Raum. So lassen sich beispielsweise auch komplette 3D-Objekte im Verhältnis zur realen Umgebung anzeigen. Die Datenbrille verzichtet auf Bedienelemente und setzt auf die Erkennung von Handgesten. Für viele Unternehmen ein hilfreiches Steuerkonzept, für den Serviceeinsatz jedoch weniger von Vorteil. In diesem Bereich sind die Hände schon im Einsatz und, unserer Erfahrung nach, kann und möchte ein Servicetechniker nicht unbedingt per Gestensteuerung agieren. Des Weiteren ist die HoloLens zumindest heute noch eine Insellösung, was bedeutet, dass es für uns nur schwierig möglich ist, dafür eine geeignete Software zu entwickeln und zu unterstützen. Schwierige Lichtverhältnisse durch die stark abgedunkelten Brillengläser erschweren zudem die Arbeit. Durch ihr schweres Gewicht bietet sie den Nutzern keinen Tragekomfort und für die industrielle Umgebung ist sie nicht Robust genug. Weiter empfinden wir es als wichtig, dass die Akkulaufzeit bei einer Datenbrille mehrere Stunden hält, um die Arbeit eines Service Technikers während eines Arbeitstages nicht unterbrechen zu müssen. Das ist bei der HoloLens nicht gegeben. Aufgrunddessen halten wir die HoloLens für unseren Anwendungsbereich – zumindest heute – für nicht geeignet, weshalb wir sie nicht einsetzen und uns auf die Brillen von Realweare, Toshiba und Epson fokussieren.

Der Markt für Smart Glasses hat sich in den letzten 2 Jahren rapide entwickelt. Von der Vision der intelligenten Brille, die wir tagtäglich bei uns tragen, sind wir jedoch immer noch entfernt. In einem weiteren Artikel werden wir uns daher mit den neuesten Entwicklungen und Trends im Smart Glass Umfeld beschäftigen. Abonnieren Sie unseren Newsletter um jederzeit auf dem Laufenden zu bleiben.